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21.07.2015 – Patti Smith @ Tollhaus, Karlsruhe
Schamanin beschwört Horses! Mit Ikonen ist es so eine Sache, oft unter Glas, museal aufbewahrt, keine Chance auf Nähe. An diesem Abend überwältigt „The Godmother of Punk“ (noch so eine Sache) das bis auf den letzten Stehplatz ausverkaufte Tollhaus-Zelt und kommt uns nahe – so wie vor 40 Jahren (der Autor dieser Zeilen korrigiert auf persönliche 35) mit dem wegweisenden Horses-Album, produziert von John Cale. „Feel your power“ rifft die inzwischen 69jährige ins fassungslose Auditorium, „Jesus starb für jemandes Sünden, aber nicht für meine!“ – Van The Man’s „Gloria“ erlebt eine Frischzellenkur, ein Klassiker, dem der Oldie-Deckmantel runtergerissen wird, gnadenlos, schonungslos, entlarvend. Permanent scharfe Eröffnungsriffs von Lenny Kaye, maskuliner Alter…
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11.03.2017 – Heidelberg Deathfest II @ Halle02, Heidelberg
Heidelberg Schlachtfest Meine Heimatstadt Heidelberg ist für viele Dinge berühmt: Altstadt, Heidelberger Schloss, Brückenaff‘, Universität, zahlreiche Studentenkneipen … aber selbst, wenn man die Liste der Dinge, für die die Perle am Neckar zurecht Weltruhm genießt, auf 100 aufblähen würde, einiges würde definitiv nicht draufstehen. „Lebhafte Konzertszene“ z.B., „Rock ’n‘ Roll“ oder gar „Extrem-Metal“. Hierfür muss man in der Regel ausweichen; zumeist auch nicht nach Mannheim, aber Weinheim bietet regelmäßig Abhilfe, Frankfurt und Stuttgart sowieso oder diese süddeutsche Fächerstadt mit ihrer Stadion-Ruine, Name ist mir gerade entfallen. Umso schöner, dass im März nun schon die zweite Auflage des Heidelberg Deathfest in der Halle 02 stattfindet – letztes Jahr leider zeitlich verpasst,…
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21.06.2013 – The Black Crowes @ Ancienne Belgique, Brüssel
God’s Got It! Der Knipser in der Reichsbahn, ähem Bundesbahn, kennt sich aus mit Muggenlatein. Iron Maiden und Bon Jovi am gleichen Tag in der gleichen Stadt. Wer hätte das gedacht? Ich mache das, was man tun sollte wenn man keine Ahnung hat: einfach mal die Klappe halten und sich darum kümmern, dass das Beck’s nicht noch wärmer wird. Es geht westwärts, wir reden über die besten Livealben aller Zeiten, könnte gut sein, das ’ne neue Rubrik ansteht, mal sehen. Die Tickets haben wir in Austin gebucht, nachts um drei, ja wann auch sonst? Die Krähen haben bei mir inzwischen vollständig den Part der Stones ersetzt. Nur die leiseste Konzertankündigung…
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16.12.2012 – Little Angels, Skin, The Temperance Movement @ Shepherd’s Bush Empire, London
Good Ol’ Fashioned English Rock ’n’ Roll Das ist doch wirklich schön: Der London-Trip zu Gingers Geburtstagskonzert ist fix, die Zugfahrt (ja, damit kommt man auch auf die Insel!) gebucht, das Hotel reserviert und die Feinplanung beginnt … und wie in den Vorjahren ist auch 2012 für den Vorabend beste musikalische Unterhaltung geboten: mit den Little Angels und Skin spielen zwei wiedervereinigte englische Hard Rock-Bands im Shepherd’s Bush Empire auf, die man zu Hause sicherlich erst einmal nicht zu sehen bekommt. Auf London ist halt Verlass! Erste Überraschung beim Einlass: der Laden ist rappelvoll! Und das Shepherd’s Bush Empire ist nicht der kleinste … hätte ich nicht gedacht, dass die…
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28.09.2014: Bolt Thrower, Morgoth, Incantation @ Colos-Saal, Aschaffenburg
This time it’s war! Bolt Thrower sind ein Phänomen. Obwohl das letzte Album ganze acht Jahre zurück liegt, scheint die Band nach wie vor laufend in ihrer Popularität zu steigen. Woran liegt es, dass das britische Death Metal-Schlachtschiff trotz jahrelanger Album-Funkpause immer größere Festival-Bühnen füllen kann? Neben der grandiosen Musik sicherlich zu einem großen Teil an der bodenständigen und sympathischen Art der Briten und an ihrer konsequent durchgezogenen DIY-Mentalität: Merchandise gibt es nur bei Konzerten, zu Spottpreisen, Touren werden selbst organisiert, die Ticketpreise niedrig gehalten und das Billing mit hochkarätigen Vorbands bestückt. So auch auf der 2014er „Overtures of war“-Tour: man spielt die selben Clubs wie auf der letzten, auch…
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15.09.2014 – Wovenhand, Torgeir Waldemar @ Tollhaus, Karlsruhe
Hoffen auf Erlösung Please allow me to introduce myselfI’m a man of wealth and tasteI’ve been around for a long, long yearStole many a man’s soul to waste And I was ’round when Jesus ChristHad his moment of doubt and painMade damn sure that PilateWashed his hands and sealed his fate … Quelle: wirklich nötig? 🙂 Ein Typ, der Torgeir Waldemar heißt, aus Norwegen kommt und Akustikbrett wie zu besten Zeiten der „Generation X“ schrammelt, mit leisem Tremolo, der muss cool sein. Der ist cool. Selbst dem Musiklehrer im gut besuchten Tollhaus wird klar, was „drop E“ ist. Oder doch nicht. Egal, Torgeirs launisch-lakonische Ansagen zu „sad, sad Songs“, seine…
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06/2014: The Rolling Stones @ Berlin, Waldbühne + Düsseldorf, Esprit-Arena
Rock Out With Your Cock Out! 10.06.2014: Im Juni 2003 habe ich einen (heiligen) Eid geleistet: Nie mehr live zu den Stones! Gründe für das Rock ’n’ Roll-Zölibat gibt es zu Hauf: Völlig überzogene Preise, mit AC/DC eine „Vorband“ die schnörkelloser abrockte als der eigentliche Headliner und den Stones eindrucksvoll demonstrierte, wo der Rock-Hammer hängt, Chrissie Hynde aparter als Mick Jagger, eine defekte Videoleinwand … eine Tour später (oder waren es zwei?) wurden die „Onkelz-Schwachköpfe“ engagiert, da war die Luft dann endgültig raus, wie es schien, für immer. Nicht mehr viel übrig von dem Fieber der vergangenen Jahre, seltsam teilnahmslos wurden die Tourneeankündigungen in der letzten Dekade registriert. Die dann…
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19.06.2016: Bruce Springsteen and The E-Street-Band @ Olympiastadion, Berlin
Bruce Allmächtig oder wie der Kreis rund wird… Nein, einfach waren „meine“ Springsteenkonzerte nun wirklich nicht … „Es“ begann 1988, nun genauer eigentlich schon 1982, mit jenem spröden „Nebraska-Album“, aufgenommen mit atmosphärischer 16-Spur-Technik, Klampfe, Harp, das Knistern des in Budapest „gefundenen“ lau-gepressten Teuer-Vinyls könnte auch das Lagerfeuer in Bruce‘ Hütte sein. Nicht das ich (wir) „Darkness …“ oder um Himmelswillen gar „The River“ nicht kannten (irgendwer kannte irgendwie immer irgendwen mit Boss-Platten), – Lyrics wie „Everything dies baby, thats a fact,…“ wurden mal schnell durch den Umdeutungswolf gedreht, raus kam radebrechend-englisch die verbale Blaupause für den Aufbruch auf die bevorstehende große Reise. Die Kompatibilität des Megasellers „Born in the USA“…
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07.10.2017: Nick Cave and The Bad Seeds @ Jahrhunderthalle, Frankfurt
Black Is The Color Das babylonische Sprachgewirr am Einlass liefert Zeugnis von der Relevanz der Band. Es beginnt zu regnen, die Stoiker im Publikum nehmen’s gelassen hin, der zahlenmäßig unterlegene „Rest“ hat nichts verstanden. Irgendwo hier muss Gott sein, nicht hier draußen, evtl. in der Halle, gut möglich.Schwarz dominiert, Kleidung, Videoleinwand, Sound, Stories, dennoch, nach 135 Minuten werden wir feststellen: Wir sind zuversichtlich! Dem plausiblen Ruf aus dem Clan ‘macht eure Scheiß-Handys aus‘ folgen die meisten, das Hochamt kann, von Blitzen weitestgehend ungestört, Fahrt aufnehmen. Die Bad Seeds prüfen das disziplinierte Auditorium bis auf das Äußerste. Mit reichlich Verspätung feiert der bekennende Christ eine Liturgie, deren dramatische Aneinanderreihung der einzelnen…
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Altes Bier in neuen Dosen
Zur Überbrückung der Zeit, bis es in den nächsten Wochen mit Neuem losgeht, ziehen wir mal ein paar unserer Lieblingsberichte der letzten Jahre von Blues-Beer-Burgers hier rüber. Dann füllt sich die neue Seite mit ein bisschen Content, vielleicht liest der eine oder andere das auch mal wieder… und wir beiden Technik-DAUs kriegen ein bisschen Übung mit dem Updaten der Seite. 🙂 Viel Spaß!