
13.06.2023: Wishbone Ash @ The Linda, WAMC’s Performing Arts Studio, Albany NY
John Mellencamp hat es tatsächlich getan: das Konzert am 13.06. in Albany wurde abgesagt. Begründung? Keine! Das ist ärgerlich und hochgradig unprofessionell, und, noch viel schlimmer, die mutmaßliche Unzufriedenheit mit dem lokalen Publikum auf dem Rücken der Fans ausgetragend. Wir wischen den Gedanken aber daran erstmal weg wie lästige WhatsApp auf dem Smartphone.
US-Tour-Booker Florian (ich halte mich da seit Jahren elegant zurück und glänze lediglich durch Zustimmung oder Ablehnung) findet in rasender Geschwindigkeit qualitativ hochwertigen Ersatz: Wishbone Ash, die Helden der doppelten Leadgitarren aus UK, die 1972 mit „Argus“ ein durch viele Polls geadeltes Album am Start hatten, das als Blaupause für Twin-Gitarren dient, höre gerne nach bei Thin Lizzy, Iron Maiden oder aktuell auch bei Wytch Hazel. An dieser Stelle spricht der Rezensent gerne eine Empfehlung für „There’s The Rub“ aus, weniger progressiv, dafür aber noch kerniger und die erste Ash-LP mit Gitarrencrack Laurie Wisefield. Danach fiel die die Qualität der Alben, die auch durch die vielen Besetzungswechsel geprägt war, mehr oder weniger ab – bis 2020 mit „Coat of Arms“ erneut ein echtes Ash-Album das Licht der Welt erblickte.
Vor dem Linda (der Fußmarsch dahin war durch eine unsichere/merkwürdige Umgebung ein kleines, nicht geplantes, Abenteuer) tummeln sich einige Shirts der Protagonisten des Abends. Virtuell haben wir die abgesagte Mellencamp-Show in die Ash-Tickets ( so ähnlich wie die neue Alkohohlverrechnungseinheit „Hubertod“) umgerechnet und uns (wir wurden in FB von einer Freundin mit dem Bann „Edelrocker“ belegt) für Golden Circle entschieden.
Fast pünktlich betritt die Band um kurz nach acht, angeführt von Urgestein und Mastermind Andy Powell, die Bühne.

Verwundert reibt sich der langjährige Follower die Augen, am Drumkit sitzt nicht mehr Joe Crabtree, der es auf 15 Jahre gebracht hat, der neue Mann ist Mike Trusott, der seinen Job ebenso souverän erledigt.

Der Sound ist glasklar, brillant, noch nie zuvor habe ich Ash in einer derartigen Qualität erleben dürfen. Albany ist der Start der US-Tour, durch das ständige Unterwegssein ist davon nullkommanull zu spüren.
Im Mittelpunkt steht „Argus“, 50 Jahre Gitarrenepos.
Der komplette Vortrag der Epigonen glänzt mit wunderbaren Melodiebögen, namentlich zum Beispiel „Ballad of the Beacon“, keinerlei Gefrickel, Mark Abrahams und Andy Powell spielen sich die Bälle zu, dass der Abend zum Erlebnis, ich greife noch höher, zu großer Kunst wird.

Bob Skeat (mit 25 Jahren schon ewig dabei und beinahe ein Ur-Ash) am fünfseitigen Bass entdeckt sein Arbeitsgerät derweil als Melodieinstrument.

Ein unglaublicher Vortrag einer Top-Band, so muss sich der geneigte Fan um die Zukunft der Rockmusik keine Sorgen machen.
Bei der Zugabe stehen die Silberrücken schwer applaudierend im Theater. Verdientermaßen.

John wer?
Setlist:

Blues
Alt. Country
Jam Rock
Psychedelic
Classic Rock (70's)
Indie
Songwriter
... und "All Things Rolling Stones"...


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