
Baden in Blut Metal Open Air 2023 – Tag 1
Weil am Rhein – 21.07.2023
Wie jedes Jahr starten Timo und ich in die sommerliche Festival-Saison auf dem Baden in Blut Metal Open Air in Weil am Rhein am Dreiländereck. Warum? Das ist leicht erklärt – und nimmt im Grunde das Fazit bereits in den ersten Sätzen voraus. Wer also etwas lesefaul ist heute, dem sei quasi abschließend gesagt:
Baden in Blut = tollstes kleines Festival Deutschlands.
Versanstaltet wird das ganze vom Metal Manicas Markgräferland e.V. und man sieht an jeder Ecke, dass der Slogan „Made by fans“ hier auch wirklich 100% zutrifft. 80 freiwillige Helfer stellen hier ein Event auf die Beine, das im Grunde perfekt ist: toll gelegen in einem Landschaftspark… großer Biergarten mit superfairen Preisen (das Bier für 3,50 Euro findet man sonst kaum mehr wo…), den man im übrigen auch ohne Festivalticket besuchen kann… überall nette Metalfans / Musikfans (dieses Jahr sogar mehr denn je Metal-Nachwuchs am Start) und kein Event-Volk im rosa Einhornkostüm… ein Gelände, das genügend Platz bietet… und das allerwichtigste: die Bandauswahl ist Jahr für Jahr geradezu sensationell. Schlechtes spielt hier nicht, allenfalls mal eine Band, die dem persönlichen Geschmack nicht entspricht – namhafte Bands spielen neben Gruppen, die man selten live sieht und Jahr für Jahr sind auch ein, zwei Acts dabei, die etwas aus der Reihe fallen: man sieht, hier wird handverlesen und mit Ahnung gebucht.
Also: auf nach Weil am Rhein und schauen, ob das alles auch 2023 wieder passt. (Spoiler: hat es natürlich! 🙂 )

Die Anreise mit der Bahn geht gut, trotz der Deutschen Bahn… wir kommen entspannt am frühen Mittag im bereits aus dem Vorjahr bekannten Hotel an (Campen kann man beim Baden in Blut nicht, aber das ist uns egal) und nach zwei Bier machen wir uns auf den 15-Minuten-Weg Richtung Gelände. Unterwegs tauschen wir THE PROPHECY 23 gegen eine Pizza zum späten Mittagessen, da das Programm heute (seit ein paar Jahren ist das Festival zwei Tage) sonst wenig Zeit zum Dinner bietet.
Am Eingang dann ein ungewohnter Anblick: eine sehr lange Schlange an der Bändchenausgabe. Heute ist nahezu ausverkauft, aber – wie das Festival im nachhinein auf Social Media postet – es gibt ein paar logistische Probleme und der Einlass dauert etwas. Egal, wir hören LACRIMAS PROFUNDERE von draußen, lassen uns von den Schweizer Jungs und Mädels vor uns in der Warteschlange ein mitgebrachtes Bier spendieren und sind pünktlich zu Band 3 von 6 auf dem Gelände.
Dies sind… Moment, die Jungs am Autogrammstand kenne ich doch? Ja, sind Samael – schnell „Bonjour“ gesagt und die Kutte signieren lassen

und dann ins Rund und vor die Bühne zu SAOR. Andy Marshall hat schöne Alben aufgenommen und live waren sie letztes Jahr auf dem Party.San schon gut. „Caledonian Black Metal“ nennt er das… melodischer Black Metal mit allerlei traditionellen Instrumenten, Dudelsack, Tin Whistle, Flöte. Böse ist das natürlich nicht, macht aber Spaß, ist gut gespielt… nur dass die Instrumente der Dame alle so total live sind, das kann man schon anzweifeln: in der Nähe der Flöte ist eigentlich weit und breit kein Mikro. Egal, sind gut!



Setlist Saor:
- Origins Play
- Carved in Stone
- Bròn
- Children of the Mist
- Tears of a Nation
- Aura
Die harte Death Metal-Kelle aus Frankreich bringen anschließend BENIGHTED auf die Bühne. Die haben wir hier meine ich auch vor ein paar Jahren schon einmal gesehen und da hatten sie ordentlich abgeräumt – und das ist auch heute wieder der Fall. Einen Schwung Platten stehen auch in meiner Sammlung, die lege ich aber eher selten auf (auf Konserve schon anstregenderer Sound, ihr Death/Grind), aber live zündet das Inferno aus Brutalo-Blasts, Grooves und der abwechslungsreichen Vokalakrobatik von Fronter Julien natürlich wieder massiv. Garniert mit allerlei sicken Ansagen… bei den Schilderungen, worum es in dem einen oder anderen Song geht, denkt man nur: „Nee, Jungs… echt jetzt?“ 🙂 Gunther wäre glaube während des Gigs freiwillig mehrfach Bier holen gegangen. 🙂


Zeit für den Co-Headliner heute – SAMAEL habe ich schon länger nicht mehr gesehen, ich mag sie ja sehr, alle Phasen. Seitdem Xy mit „Passage“ (1994) das Drumset gegen Keyboard und Percussions getauscht und die Band die Drumsticks an Angelo Sassos kleinen Bruder gegeben, haben sie ja einen sehr eigenständigen Sound – stilistisch ohne ganz große Sprünge, aber die Alben sind mit feinen Unterschieden auseinanderzuhalten, mal etwas symphonischer, mal einen Tick moderner und tanzbarer und zuletzt wieder düsterer mit teilweise rollender Drumcomputer-Doublebass. Auch die alten Sachen der pre-Drumcomputer-Phase fügen sich bestens in den Sound ein, wobei ich letztens wieder festgestellt habe: der Unterschied von „Ceremony of Opposites“ zu „Passage“ ist im Nachhinein gar nicht so groß. Heute brauchen Samael eine gute Songlänge, bis alles eingepegelt ist (bei „Rain“ passt es noch nicht ganz…), dann liefern sie auch mit dem entsprechenden Sound: sehr schöne abwechslungsreiche Setlist (die Hälfte von „Passage“ und „Ceremony of Opposites“, der Rest bunt oder besser gesagt schwarz verteilt auf die Folgealben), Xy thront im Hintergrund an den Synthesizern und verprügelt dazu sein Rest-Drumkit und Vorph ist der Zeremonienmeister, ausgestattet mit großem Charisma führt er mit kleinen und großen Posen durch die Show. Ich find’s eh immer toll – Tagessieger heute! Das sagen sogar 100% der Reisegruppe.

Setlist Samael:
- Rain
- Samael
- Angel’s Decay
- Slavocracy
- Luxferre
- Son of Earth
- The Ones Who Came Before
- Solar Soul
- Shining Kingdom
- Infra Galaxia
- Reign of Light
- Baphomet’s Throne
- Black Trip
- Black Supremacy
Eigentlich wären nun Paradise Lost an der Reihe gewesen als Headliner, leider mussten sie acht Wochen zuvor aus gesundheitlichen Gründen canceln (und kommen dafür wohl 2024). Paradise Lost sind live nicht immer ein Grund zur unbändigen Vorfreude, da habe ich schon echt miese Shows gesehen, Rock Hard Festival damals z.B. Letztes Jahr auf dem Summer Breeze hingegen war es aber sehr stark (das ist bei den Jungs gefühlt oft sehr tagesformabhängig), von daher hätte das gepasst. Mit den Schweden KATATONIA wurde aber ein würdiger Ersatz verpflichtet, stilistisch natürlich passend, tolle Band, auch sie waren z.B. letztes Jahr auf dem Party.San super (Gott, wie man das immer sagen kann: Band XY war hier toll, dort in 20xx nicht so… 🙂 ). Leider leider erwischen Katatonia aber heute keinen guten Tag: schon der Einstieg muss abgebrochen werden, irgendwas passt von der Technik her nicht, als die Band schon aus der Bühne steht, etwas unglücklich. Dann sind sie heute auch nur zu viert, ich sehe keinen Blackheim auf der Bühne? Mit nur einer Gitarre fehlt Ihrem Düster-Metal ein bisschen die Wucht und das ganze wird schnell etwas eintönig. Und Jonas Renske als sehr introvertierter Frontmann bekommt das Ruder dann alleine auch nicht mehr rumgerissen. Aber Schwamm drüber – passiert, ist und bleibt eine tolle Band. Wir treten etwas früher den Heimweg an, Kräfte sammeln für den morgen deutlich längeren Tag, der EINIGES verspricht!

Setlist Katatonia:
- Austerity
- Colossal Shade
- Lethean
- Deliberation
- Birds
- The Winter of Our Passing
- Forsaker
- Opaline
- My Twin
- Atrium
- Old Heart Falls
- July
- Evidence
Metal
Hard Rock
Rock
Grunge
Alternative
... und "All Things The Wildhearts"...

