09.03.2024: Stoppok @ Musiktheater Rex, Bensheim

Alles klar?

Zwei Tage nach der denkwürdigen Mitch-Ryder-Show schürfen wir erneut im Bensheimer Rock’n’Roll-Claim, heute auf dem Zettel der stets gut gekleidete Langzeit-Hippie Stefan Stoppok, der seit 35 Jahren Alben mit hoher Qualität & in schöner Schnoddrigkeit ins Regal stellt, spätestens seit dem 90er, selbstbetitelten „Stoppok“, ohne nennenswerte Ausfälle.

Auch ein Novum: anders als am vergangenen Donnerstag ist das REX bis auf den letzten Stehplatz „completely sold out“, und, es sind nicht nur Boomer dem Ruf des qualifizierten Americana deutscher Hörart gefolgt, wenngleich diese die Majorität haben, ohne Frage.

Der „Erstkontakt“ erfolgte in den späten 70er/frühen 80er Jahren in den Radio-Sendungen des Lordsiegel-Bewahrers von Folk, Blues & Country, Tom Schroeder, soweit ich das erinnere im montäglichen Wechsel in HR3. Stoppok, damals noch in der Verbindung mit Bernies Autobahn Band oder Danny Dziuk stehend (der später Pianist und Ideenlieferant wurde, neben Bernie Conrads), Stoppok, den Namen habe ich vorsorglich abgespeichert, außer bei Tom Schroeder fand diese Musik ja nicht so richtig statt, auch nicht im Regal.

Mit dem 93er Album „Happy End Im La-Land“ war dem Americana-Pionier so eine Art späte Blaupause und ein kleiner Durchbruch geglückt, 500er Hallen wurden gefüllt, die Alben immer textsicherer, die Interessierten folgten abseits des Mainstreams. Was unverändert blieb, war das hohe Qualitätslevel und Geschichten, die jeder seiner Hörer schon mal erlebt hat oder zumindest die Hauptdarsteller schon mal im Freundeskreis getroffe hat, namentlich „Willi & Gerd“ (das Klo zu dem er kroch, war von Villeroy & Boch) oder eben auch Zicke „Janine“ die mindestens in zwei Songs ihren Auftritt hat. Allzu leicht vergessen wird dabei (vermutlich wegen der hohen textlichen Kompetenz) die musikalische Brillanz an allen „Geräten“ die sechs Saiten haben, im Stil vergleichbar David Lindley, im Sound mit dem rockigen John Hiatt. Auffallend ist, dass die Songs die auf den Alben eher etwas banaler daherkommen, z.B. „Alles klar“, live prima funktionieren, was der Beweis der eigentlichen Kernkompetenz ist: Stoppok ist eine Live-Band!

Der Sound ist glasklar und wenn ein Einsatz mal nicht sitzt, könnte man fast meinen: das ist Teil der Show. Ist es aber nicht, genauso wenig wie das Entertainment routiniert scheint, hier ist Live-Musik noch Arbeit und jedes Konzert ein Unikat.

Auf der Vielzahl an Alben befindet sich eine Vielzahl an (verhinderten) Hits, was den schönen Effekt zur Folge hat, das ausschließlich Hits geliefert werden. Jedenfalls feiert das absolut textsichere Publikum jeden seiner Songs, von Beginn mit “…Hölle losgeht“ bis zum viel zu frühen Finale, nach immerhin 2,5 Stunden mit „Alles klar“.

Gnade wäre viel zu pathetisch, aber Glück war es schon, dabei sein zu dürfen.

Auf der Heimfahrt läuft das Album „Operation 17“…

Alles klar?

Alles klar!

Die Band

• Stefan Stoppok (alles was Saiten hat, vorrangig sechs davon)
• Sebel (g, h-org)
• Reggie Worthy (b)
• Leo Lazar (dr)