Konzerte 2024

01.05.2024: Walter Trout @ Musiktheater Rex, Bensheim

It’s nice to be here…

strahlt der Protagonist ins Publikum – nur um unmittelbar zu relativieren:

… in my age it’s nice to be anywhere!

Aha. Johnny Griparic, der Fundamentalist der dicken Saiten, ist mit Sicherheit irgendwo, vielleicht bei Slash? Nur hier und heute im Rex ist er jedenfalls nicht am Bass zu entdecken, will sagen, dass sich auch bei Walter das Besetzungskarussell rasant dreht. Mit Michael Leasure an der Ludwig-Schießbude ist eine Konstante an Bord (geblieben), immerhin. Und wo, um Himmelswillen, ist Langzeit-Buddy & Gitarrenroadie Andrew Elt? Zurück ins Headquarter nach Kopenhagen? Um Merch nachzuladen? Wäre denkbar, im Rex müssen wir jedenfalls schon mal ohne neues Tour-Shirt klarkommen. Hard Times.

Wie auch immer, der Laden ist gut gefüllt, knapp vor „sold out“, in Bochum und Hamburg war „Unterlippe-Oberkante“. Großartig, schon nach drei Takten ist die Marschrichtung klar: Labour Day! Volles Gitarrenbrett mit dem Opener „I Can Tell“ vom sehr empfehlenswerten Album Tellin‘ Stories, (1993, auf dem Mickey Moody/Bernie Marsden zu Gastehren kamen), zwölf Minuten elektrisch aufgeladener Bluesrock, freilich mit einem zentralen Solo von, klar, zehn Minuten Länge! Das ist nichts für die „Weichspielfraktion“, aber die sind ja eh auf der Maiveranstaltung.

War die erste Tour Post-OP (Leber-Transplantation, „Tha Blues Came Callin“) den 12 Takten vorbehalten, werden die Shows und auch die Alben zusehends rockiger/kerniger, ohne die Basis zu verlieren. Walter navigiert uns launig durch sein neues Album „Broken“, dass ohne jeglichen Füller auskommt und unbestritten als sein facettenreichtes durchgeht. Der permanente Verweis auf seine inzwischen 31 Longplayer (!), wird zum Running Gag des Abends, es scheint ihm irgendwie wichtig zu sein, ein „ökonomischer Nutzen“ lässt sich daraus wahrhaftig nicht ableiten, wie auch, ohne Merch-Stand? Die Story von und mit Dee Snider, der ihm in den Arsch getreten haben soll um endlich einen Boogie aufzunehmen, nachdem er in der ersten Hälfte der 80er in der kalifornischen Boogie-Institution schlechthin, Canned Heat, als Klampfer angestellt war, kaufen wir ihm gerne ab. Das Piano groovt, die Rhythmusfraktion hält den Laden zusammen, (entsprechend Arbeitsauftrag), über allen schwebt und sägt aber Walter’s Strat. Der Gitarrennovize am rechten Bühnenrand darf dann zu später Stunde auch ran und ein knappes Solo abfeuern, der Chef achtet schon darauf, dass es nicht zu viel wird.

Wir diskutieren oft über Bands mit makelloser Diskografie, Florian pocht (nicht zu Unrecht wie ich finde) auf Pearl Jam, der Autor, der mindestens zwei Dutzend „Walter-Trout-Shows in den Knochen“ und alle (ja wirklich alle) Alben im Regal hat, schlägt zurück: WALTER TROUT.

Nach fast zwei Stunden und drei Zugaben entlässt uns der 73jährige in die milde Nacht. Walter Trout den späten Erfolg zu gönnen ist selbstverständlich, je mehr ich darüber nachdenke um so bewusster wird: da ist schon noch der ein oder andere unter den Lebenden, der ihm das Wasser reichen kann, Joe mit den feinen Anzügen z.B., in puncto Authentizität schlägt er sie alle aus dem Feld. Mühelos.

Um noch ein paar Tropfen Wasser in den Wein zu gießen, und auch um es erwähnt zu haben: ob die beiden Soli kurz vor der letzten Runde, Drums und Bass, trotz aller Klasse „notwendig“ waren, sei mal generös dahingestellt, es ändert nichts am Gesamteindruck 10 / 10.

Ach ja, „Love in vain“, das wäre noch so was gewesen…egal jetzt!

Wenn E.C. Gott ist oder zumindest gewesen sein soll, dann stellt sich die Frage:

Wer ist Walter?

Genau…!

Und: vielen Dank an Florian für ein perfektes Geschenk zum 60.!

Blues
Alt. Country
Jam Rock
Psychedelic
Classic Rock (70's)
Indie
Songwriter

... und "All Things Rolling Stones"...

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert