
26.05.2024: John Hiatt, Jeff LeBlanc @ Shalin-Liu Performance Center, Rockport MA
Es gibt diese Momente, in denen man musikalische Unsterblichkeit spürt, auf der Bühne, im Auditorium, im besten Fall auf beiden Seiten, wenn Brücken eingerissen werden und etwas Neues entsteht, auch wenn es nur von kurzer Dauer sein mag, sein wird.
Bei Eintritt, die Tickets liegen für uns auch ohne Vorkasse personalisiert bereit (Anm. Florian: war eine kleine Odyssee – die deutsche Kreditkarte wurde vom veralteten Zahlungssytem nicht akzeptiert und nach mehreren Mails und Telefonaten mit Billy in Rockport hat er uns den einfachsten Weg vorgeschlagen, nachdem alle weiteren Versuche nicht klappten: Plätze sind reserviert, zahlt einfach Cash!), fühlen wir Karma, oder das, was die Esotherikgemeinde uns als solches erklärt.
Im dritten Obergeschoss der Location ändern wir unsere Order von einer Flasche Wein auf bescheidene zwei Gläser ab, scheint Massachusetts-State-Law zu sein. Aber welche Rolle kann das spielen? Keine! Direkt am Fenster, mit atemberaubenden Rundumblick auf den Atlantik, platzieren wir unsere Weingläser am Tisch von Frank und Suzanne Marsh, unsere Kutten waren, wieder einmal, der Brandbeschleuniger für ein intensives Rock’n’Roll – Gespräch, kurz darauf sind wir connected….danke Frank & Suzanne.


Unsere Plätze sind zentral im Oberrang, erste Reihe, Mitte, gebucht ohne Kreditkarte, das muss man tatsächlich erstmal hinbekommen. Danke Florian.
Den Support übernimmt Jeff Leblanc, keine leichte Nummer, wenn man bedenkt, welches Kaliber da in der Garderobe wartet. Doch er macht seinen Job an den Vocals, der akustischen Gitarre und dem Storytelling derart gut, das man sich um die Neuauflage des „Great American Songbook“ keine Sorge machen muss.

Nach gut zwanzig Minuten, (die musikalisch an den Sidekick von Ezio, Booga, erinnern) einer „Umbaupause“ + zwei Express-Rotwein steht ER dann auf der Bühne: einer der letzten Troubadoure der zweiten Americana-Generation: Mr. John Hiatt!

Schwarzes Shirt, schwarze Jeans + zwei Akustikklampfen (werden im Wechsel gestimmt) + weiterhin die „Songwritermachine“ (aka Mundharmonica) + eine sich selbst erklärende Setlist, die trotz aller erfüllten Erwartungen auch Lücken bereithält, „Walk On“ z.B. fehlt.

Aber schon mit dem Opener „My Old Friend“ gelingt es dem Protagonisten mühelos, das Publikum auf seine Seite ziehen. Überhaupt das Publikum: hoher Sachverstand und Sicherheit im Songkatalog, das würde man sich immer wünschen, auf beiden Seiten des Atlantiks.
Dem ewigen Kritikerliebling Hiatt sind die wenigen schwachen Alben zu Beginn seiner Karriere verziehen, seinerzeit war er ein musikalisch Suchender, beim Einbiegen auf die „Americana-Road“ hat er seinen Heimathafen gefunden und veröffentlicht in diesem Genre in schöner Regelmäßigkeit geschmackssichere Alben. Und so wird hier und heute eine Americana-Show zelebriert, die es so oft wohl nicht mehr geben wird. Dass das vom Autor dieses Reviews nicht sonderlich geschätzte, von der Kritik aber abgefeierte ikonische Album „Bring The Family“ an diesem Abend und vor diesem Publikum, erwähnt werden MUSS, versteht sich, ja, ist sogar anständig. Mir gefallen „Slow Turning“, „Perfectly Good Guitar“ und auch „Walk On“ besser, immer noch. Nach knapp zwei Stunden gibt es standing ovations, verdient.
Ein Solokünstler, ausgestattet mit Jeans, Klampfe, Stimme und ggf. Mikro, hat keine Chance, sich hinter einer Band zu verstecken, er steht quasi„blank“ vor seinem Publikum, das kann der launische Steve Earle nicht liefern, der schweigsame Bob Dylan auch nicht.
Das Fazit könnte schlechter ausfallen. Es wäre John Hiatt im letzten Drittel seiner Karriere zu gönnen, dass sich auch am Ladentisch Erfolg einstellt.
Überragendes Konzert. Danke!
Setlist:
- My Old Friend
- Trudy And Dave
- Crossing Muddy Waters
- Your Dad Did
- Nothin‘ I Love
- Tennessee Plates
- That Thing You Need
- Real Fine Love
- Lift Up Every Stone
- The Open Road
- Drive South
- Icy Blue Heart
- Perfectly Good Guitar
- Slow Turning
- Feels Like Rain
- Cry Love
- Memphis In The Meantime
- Thing Called Love
- Riding With The King
- Have A Little Faith In Me
Blues
Alt. Country
Jam Rock
Psychedelic
Classic Rock (70's)
Indie
Songwriter
... und "All Things Rolling Stones"...


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