
Baden in Blut Metal Open Air 2024 – Tag 2
Weil am Rhein – 20.07.2024
Am Vortag hatte Timo das Angebot beim Einchecken: „Frühstück bis 11 Uhr“ schon schamlos ausgenutzt und unsere erste Mahlzeit auf 10:30 Uhr geordert. Letztlich schaffen wir es aber auch 10 Uhr (und sind bei weiterm nicht die letzten), um das immer sehr leckere Frühstück mit tollem, frischem Buffet, der obligatorischen Eierspeise 🙂 und schön dekoriertem Cappuccino zu uns zu nehmen. Nee – zelten auf Festivals, das will ich wirklich nicht mehr, ha ha. 🙂
Trotz des straffen Zeitplanes heute bleibt nach dem Duschen genügend Zeit für zwei kühle Bier aus der Kühlbox, ein musikalisches Warmup vom iPod und der wichtigen Diskussion über elementare Themen wie: „35 Grad – Kutte ja oder nein“? Ich sage nein und ziehe zum anschließenden Abmarsch aufs Gelände ein weißes Shirt an, Timo zieht es durch… dem drohenden Hitzschlag trotzend (seine Kutte ist ja auch dünner 🙂 ).

Als erste drei Bands heute spielten die Blood Battle-Gewinner PINGHOST sowie FIRTAN und SETYØURSAILS – zu denen schaffen wir es leider nicht, zu früh. Als erstes auf unserer Running Order stehen die Karlruher MENTAL CRUELTY… und die sind schwer unterhaltsam. Mit ihrer brachialen Mischung aus Deathcore und Symphonic Black Metal knallen sie einem auch die letzte Müdigkeit aus dem Körper… es gibt viel neues, syphonisches zu hören sowie einiges an „Old school slammy shit“ 🙂 und dass Fronter Lukas heute seinen 30. Geburtstag feiert, sorgt auch nochmal für Stimmung. Bemerkenswert: auch sie werden nicht müde zu betonen, wie toll das ist, hier zu spielen und wie professionell die Abläufe für die Bands sind. Cooler Gig – bei dem das einzige kleine Fragezeichen das seltsame Outfit von Basser Viktor bleibt. 🙂

GOD DETHRONED sind auch immer wieder gerne gesehene Gäste – kann nicht sagen, wie oft ich sie gesehen habe. Höre sie seit „The grand grimoire“ (1997) und ich meine, auf meinem ersten Summer Breeze (2001 in Abtsgmünd) waren sie auch dabei. Oder auf dem zweiten? Schön auf jeden Fall, dass „sie“ wieder da sind… also Henri „Serpent King“ Sattler, zweimal in gleicher Besetzung habe ich sie meine ich auch noch nie gesehen: Metal-Archives listet 15 ex-Musiker. Wer da heute außer Henri am Start ist, weiß ich nicht, aber auch sie machen ihre Sache wie immer gut: das Songmaterial der Holland-Deather ist ja eh durch die Bank stark, Setlist passt… und ein schönes Death Metal-Brett gehört zu einem Festival wie kühles Bier. Gute Wahl auf jeden Fall. Wichtig allerdings die Fachdiskussion: Timo sagt: die eher groovige „The toxic touch“ wäre ihr bestes Album, dabei ist das doch „The lair of the white worm“… 🙂



OK – die belgischen Classic Rocker BLACK MIRRORS stehen als nächstes an, aber wir müssen kurz Pause machen. Es ist mittlerweile knallheiß (da kann froh sein, wer leichter gekleidet ist, und weiß 🙂 ) und die Vernunft siegt: wir gehen in die benachbarte Pizzeria am Sportplatz, trinken ein Bier und ein Wasser, relaxen eine Bandlänge im Schatten und stärken und mit einer ausgezeichneten Pizza. War im nachhinein besser so und es wird wieder eine Gelegenheit kommen, die wirklich guten BLACK MIRRORS zu sehen.
Pünktlich zu den Polen HATE sind wir wieder am Start. Die haben wir vor vielen Jahren auf dem tragischen Stuttgart-Gig im Vorprogram von Hypocrisy gesehen (Basser Mortifer verstarb in der Nacht im Tourbus) und mittlerweile haben sie sich bis zu einem Deal mit Metal Blade „hochgearbeitet“. Gute Band, sei den Jungs um Mainman Adam the First Sinner (wo die auch immer ihre Pseudonyme her haben… 🙂 ) genönnt – und auch heute ist am Auftritt nichts auszusetzen, tightes Zusammenspiel, starke Songs… aber am gesamten Wochenende ist das vielleicht die Band, die mich am wenigsten heute packt. Das liegt wahrscheinlich an der Kombi: heftige Hitze, Sonne und ge-corpsepaintete Musiker. Im Dunkeln mit Lightshow hätte das denke ich noch besser gewirkt.

Den heutigen Co-Headliner-Slot dürfen die Finnen INSOMNIUM besetzen. Die Jungs verfolgte ich auch seit… eigentlich seit Debütalbum-Zeit, damals noch bei Candlelight. Mittlerweile haben sie sich kontinuierlich nach oben gespielt, sind bei einem Branchenriesen (Century Media) unter Vertrag, rutschen von Festival zu Festival höher in den Billings… und all‘ das auch zurecht, die Musik wurde kontinuierlich verfeinert, ihr Melodic Death Metal, der meist im mittleren Tempobereich angesidelt ist und diese typische finnische Melancholie beinhaltet, ist recht eigenständig und sehr hochklassig. Auch heute liefert das Quartett aus Joensuu wieder großartig ab, sind eine starke und unterhaltsame Liveband (Fronter / Basser Niilo erfüllt das Klischee des schweigsamen Finnen nicht und führt sympathisch und teilweise auch ein bisschen auf deutsch durch die Show) – und da sich mittlerweile auch eine stattliche Anzahl Hits angesammelt hat, bleibt als Fazit: im Grunde ist das mittlerweile Dark Tranquillity-Liga. Sollten sie mal nicht mehr wollen: hier ist der Nachfolger.

… und schon sind wir nach zwei im wahrsten Sinne des Wortes schweißtreibenden Tagen beim finalen Headliner angelangt. Eine Auflösung steht noch an: ich hatte in unserer WhatsApp-Gruppe am Abend noch gepostet, dass Timo „die beste Show der letzten zehn Jahre“ gesehen hat. Diese Aussage hatte er am Abend getroffen und hat sie auch am nächsten Morgen nicht revidiert: eine Band, die ihn so komplett flashte und von der er NICHTS erwartet hatte. Und dass diese ausgerechnet auch noch aus dem Black Metal-Lager stammt… ZEAL & ARDOR, dieses wahnwitzige Projekt des Schweizers Marcel Gagneux, hatte ich vorab auch als mutige Headliner-Eentscheidung verbucht – aber die scheinen mit ihrem völlig unvergleichlichen Sound mittlerweile recht groß geworden zu sein? Der Platz ist jedenfalls rappelvoll, als die live zum Sextett gewachsene Band in Kutten und Kapuzen verhüllt die Bühne betritt. Black Metal meets Gospel meets Delta Blues, gemischt mit dezenter Elektronik – und das nur als Grundgerüst. Das klingt völlig konfus, passt aber vor allem live unfassbar zusammen und verbreitet gerade mit den drei perfekt harmonierenden Stimmen eine wahnsinnig packende Stimmung, die von einer einfachen, aber grandiosen Lightshow unterstützt wird. Kann man kaum beschreiben… kann man sich auf Platte anhören und sehr gut finden, muss man aber live sehen, um mitgerissen zu werden. Marcel beschränkt sich auch nur einige wenige kurze Ansagen (kann er nicht so gut, sagt er 🙂 ) und lässt die Musik sprechen. Wahnsinns-Auftritt – die können mit ihrer Eigenständigkeit und der musikalischen Klasse noch um einiges größer werden. Bester Beweis dafür: ein Black Metal-Hasser ist völlig aus dem Häuschen. Bin gespannt, was das kommende Album „Greif“ bringt und wie sie ihren Sound spannend halten!

Und schon ist unser kleines Lieblingsfestival im schönen Dreiländereck auch wieder vorbei. Wie man vielleicht zwischen den Zeilen lesen kann – wir waren wieder begeistert!
Was können die Mädels und Jungs 2025 besser machen? Mir fällt nichts ein. Aber so war es ja auch 2023…
Bandwünsche für 2025? Headliner Enslaved oder Moonsorrow… dazu The Crown und Kalmah. Aber das wird schon mit dem Lineup.
Das Hotel für 2025 ist gebucht und wir machen uns am 18.07.2025 auf auf die A5 und nehmen die letzte Ausfahrt vor der Schweizer Grenze!
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... und "All Things The Wildhearts"...


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