
08.05.2025: Dark Tranquillity, Moonspell, Hiraes @ Halle02, Heidelberg
Auch unsere Lieblings-Schweden machen 2025 mal wieder Stopp in der Heimatstadt – bei dem schönen Tourpackage in 15 Minuten Entfernung von zu Hause auch an einem Donnerstag ein (Neudeutsch…) No-Brainer. Vor Jahresfrist gastierte die „Endtime Signals“-Tour bereits in der nahen Fächerstadt, damals noch verstärkt um die Finnen Wolfheart (die alleine vom Namen her natürlich perfekt auf eine Tour mit Moonspell gepasst haben) – diese sind 2025 nicht mehr dabei, ein bisschen weniger Metal for Money. Aber um 11 Uhr zu Hause zu sein, wenn am nächsten Tag die Arbeit ruft, hat ja auch was im höheren Alter. 🙂
Vielleicht liegt es auch am Vorjahres-Tourstopp in Karlsruhe, dass die Halle02 nicht ausverkauft ist heute (auch der eine oder andere aus dem Freundeskreis verzichtet heute… Leute, ey!!!) – als wir um 18:40 Uhr eintreffen ist der vordere Bereich sogar sehr spärlich besetzt. Was HIRAES, die Punkt 19 Uhr auf der Bühne stehen, aber fix ändern können. Britta (ex-Cripper ) und ihre vier Jungs (ex-Dawn of Disease) sind alte Hasen und der Sound ihrer neuen Band (zwei coole Alben haben sie draußen) passt natürlich extrem gut zum Headliner: Melodic Death mit modernerem Touch, aber genügend Power und Blastbeat-Ausbrüche, um nicht in aktuelle In Flames-Gefilde abzurutschen. Melo-DM mit Sängerin… da denkt man natürlich erstmal an Arch Enemy und auch Hiraes können diesen selteneren Fakt sicherlich ganz gut nutzen – haben aber auch locker genügend Klasse, um sich nicht darauf reduzieren zu lassen. Im Gegenteil: die Band punktet mit eingängigen Kompositionen, ordentlich Power und den wirklich starken Growls der supersympathischen Frontfrau. Dass der gelegentliche Cleangesang heute Abend nicht ganz ihre Kernkompetenz ist: Schwamm drüber. Heidelberg feiert Hiraes geradezu enthusiastisch ab, zurecht.


Setlist Hiraes:
- Through The Storm
- About Lies
- We Owe No One
- Dormant
- Undercurrent
Auf Moonspell freue ich mich im Anschluss sehr, lange nicht mehr gesehen. Und ist das echt schon 30 Jahre her, dass ich „Wolfheart“ gekauft habe? Mein Gott, wie die Zeit vergeht. Ein durchaus bekanntes Intro erklingt, Portugals Finest in Gothic Metal kommen auf die Bühne und steigen mit „Opium“ ein, da kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Außer bei den Styling-Tipps für Fronter Fernando , denn der trägt mittlerweile eine Art „Tom-Angelripper-zu-Sodom-Anfangszeiten-Topfschnitt“ samt fiesen Pornobalken. Himmel, sieht das scheiße aus. 🙂 „Awake“ als zweiter Song lässt ganz kurz den Gedanken aufkommen: „die werden doch nicht Irrelegious heute komplett…“, bevor das neuere „Common Prayers“ die Tür für eine super Setlist mit Highlights aus fast allen Schaffensperioden öffnet. Moonspell haben im Grunde durchgehend starkes Material veröffentlicht; die leichten Einschläge in der Diskographie kamen recht schnell nach den Durchbruchsalben – „Sin/Pecado“ aus 1998 war recht sperrig und ein Jahr später versuchte man sich auf „The Butterfly Effect“ an zu viel Stilfremden. Beide Alben werden geflissentlich ignoriert und allerspätestens seit „The Antidote“ (meinem heimlichen Liebling) ist die portugiesiche Gallere wieder voll auf Kurs. Schön, dass es da heute auch drei (!) Songs zu hören gibt… ansonsten ein bunter, einstündiger Querschnitt auf musikalisch hohem Niveau (mit tollen Soli von Ricardo), der ebenfalls geradezu begeistert aufgenommen wird. Ein späterer Blick in die Setlist zeigt, dass ein Song von Abend zu Abend munter getauscht wird… mal gab es „Herr Spiegelmann“, mal „Magdalene“, mal „Scorpion flower“ – aber da Heidelberg ja die „City of knowledge“ ist (die bestimmt auch was mit Goethe zu tun hat 🙂 ), gibt es heute die Bestlösung mit dem mächtigen „Mephisto“. Kritikpunkte? Vielleicht einen Tick mehr von „Wolfheart“ – ansonsten nichts. Außer noch Fernandos Frise… Mann, sieht die kacke aus. :-).


Setlist Moonspell:
- Perverse… Almost Religious (Intro)
- Opium
- Awake!
- Common Prayers
- Extinct
- Night Eternal
- Finisterra
- In and Above Men
- From Lowering Skies
- Everything Invaded
- Breathe (Until We Are No More)
- Mephisto
- Alma Mater
- Full Moon Madness
Bei DT schließlich dann die selben Gedanken: auch die sind eine Jugendliebe… und 28 Jahre ist es her, dass „The mind‘ I“ im hiesigen Media Markt (damals noch mit großer Musik-Abteilung…) über den Tresen ging? Krass. Auch Dark Tranquillity haben eine sehr starke, aber auch nicht ganz komplett 100% makellose, Diskographie… und haben sich seit meinem ersten Kauf (und auch seit dem ersten Mal live: Offenbach, Hafenbahn mit dem unfassbaren Package In Flames / Children of Bodom / Dark Tranquillity/ Arch Enemy, noch mit Johan Liiva) personell stark verändert: Gründungsmitglieder sind keine mehr dabei, vom 1997er-Album nur noch Sänger Mikael Stanne und vom Offenbach-Gig dazu noch Keyboarder Martin Brandström. Auch der Sound hat sich etwas modernisiert: melodischer, etwas straighter, eben moderner mit gelegentlichen Einsprengseln von Elektronik. Aber alles mit genügend Aggressivität und dem auf den letzten Alben wieder deutlich garstigeren Gesang von Mikael. Richtig alte Sachen gibt es heute wieder nicht zu hören, aber das muss man realistisch sehen: mit dem Material von „The Mind’s I“ oder „The gallery“ hätten sie es nicht auf die hohen Positionen der Festival-Lineups geschafft… da ziehen „Misery’s crown“, „The wonders at your feet“ oder „Atoma“ halt besser als der alte, vertracktere Göteborg-Sound. Und ob da jetzt Niklas Sundin oder Johan Reinholdz an der Gitarre dabei ist bzw. Anders Jivarp oder Joakim Strandberg-Nilsson trommelt, ist den meisten heute eh egal: Fixpunkt ist einmal mehr Ober-Sympathikus Mikael Stanne, der über eine unglaubliche Bühnenpräsenz verfügt und wie immer im Stile eines großen Frontmannes durch die Show führt – fast ein bisschen zu routiniert, aber absolut herzlich und sympathisch… und die zum Teil recht neuen Bandmiglieder lassen selbstverständlich technisch und auch von der Performance nichts anbrennen.


Zwei Überraschungen gibt’s dann doch auch noch in der Setlist mit „One thought“ (das „Character“-Album hat auch schon 20 Jahre auf dem Buckel, Himmel!!!) und dem vor der Tour wohl nie live gespielten „Empty me“. Mikaels Kommentar, dass man den Song schon immer top fand, aber live nie hinbekommen hat, erst jetzt mit den Topmusikern in der Band, lässt so ein bisschen die Frage im Raume stehen, ob die Personalwechsel immer so freundschaftlich waren… egal, Rosenkrieg gab es keinen und es geht uns ja auch nichts an eigentlich – auf DT ist auch heute wieder voll Verlass und die 90 Minuten bieten beste Melodic Death Metal-Unterhaltung, wie gewohnt. Immer wieder gerne – und wenn beim nächsten mal wieder keine Mitt-Neunziger-Nummern auf der Setlist stehen, ziehe ich mein 28 Jahre altes „The Mind’s I“-Shirt einfach mal wieder an. Etwas ausgewaschen, aber es passt noch. 🙂

Setlist Dark Tranquillity:
- The Last Imagination
- Nothing to No One
- Cathode Ray Sunshine
- Unforgivable
- Forward Momentum
- One Thought
- Our Disconnect
- Wayward Eyes
- Terminus (Where Death Is Most Alive)
- Atoma
- Shivers and Voids
- Empty Me
- Not Nothing
- Phantom Days
- Final Resistance
- ThereIn
- The Wonders at Your Feet
- Lost to Apathy
- Misery’s Crown
Metal
Hard Rock
Rock
Grunge
Alternative
... und "All Things The Wildhearts"...

