24.06.2024: Bruce Dickinson, Dominum @ Zeltfestival Rhein-Neckar, Mannheim
Besser als Maiden!
Punkt.
OK – provokante Überschrift. 🙂 Billiger Clickbait. Ich ergänze ein bisschen: Iron Maiden sind vielleicht die größte und wichtigste Metal-Band aller Zeiten und ihre Alben qualitativ über alle Zweifel erhaben – aber ich finde Bruce‘ Solowerk eigentlich durch die Bank spannender als so ziemlich alles, was seine Hauptband nach der Reunion mit ihm (2000) veröffentlicht hat. Gut, sein Debüt „Tattooed Millionaire“ von 1990 fällt ein bisschen ab… aber auch den Wettstreit gegen das 1990er Album seiner Hauptband, das kontroverse „No prayer for the dying“ gewinnt er. Aber wie immer: all‘ das ist Geschmackssache.
Schöner Übergang zum Auftritt am Montagabend. Doofer Konzerttag – aber das „Zeltfestival Rhein-Neckar“ auf dem Mannheimer Maimarktgelände ist mittlerweile eine schöne Tradition geworden und bietet im großen Zelt auch dieses Jahr für mehrere Wochen ein buntes Programm: die Metalheads freuten sich auch über Tobi Sammet und Avantasia vor drei Wochen, für die Hip Hop-Fraktion gab es was und auch Passenger, Calum Scott, Paolo Nutini oder Silbermond werden viel Zuspruch finden. Und heute mit der Soloshow des Iron Maiden-Frontmannes und vielleicht besten Metalsänger aller Zeiten in einem vergleichsweise kleinen Rahmen etwas, das man nicht alles Tage sieht. Aber bevor es soweit ist, müssen wir erst einmal DOMINUM ertragen.
Wie immer und eingangs erwähnt: Geschmackssache. Aber für mich ist das was „Dr. Dead“ (Felix Heldt) und seine maskierten „Metal-Zombies“ auf die Bühne bringen, an der Grenze des erträglichen: ihre Vorbilder sind ohrenscheinlich Bands wie Powerwolf oder Sabaton – „Schlager-Metal“ sagt Timo… gepaart mit der Bühnenshow (Tanzeinlagen gepaart mit latentem Overacting des Frontmannes) und den Ansagen für mich dazu auch mit hohem Fremdschämfaktor. Das ist null meine Welt – die Zielgruppe, Fans oben genannter Bands und ähnlichem, könnte drauf abfahren und auch die Publikumsreaktionen sind durchaus gut: aber selbst wenn ich mal jeglichen persönlichen Geschmack außen vor lasse: Keyboards und Chöre (wesentlicher Bestandteil der Musik) kommen vom Band und ich bin mir relativ sicher: auch die Gitarrensoli… zumindest habe ich mehrfach den Eindruck: während der Soli spielt der maskierte Gitarrist Rhythmusgitarre weiter, trotz Posing am Bühnenrand. Und da bin ich dann raus.

Das muss Bruce nicht: er hat fünf Musiker mitgebracht, von denen Keyboarder Mistheria (wo nehmen die immer die Künstlernamen her… 🙂 ) ab und zu auch das Thomas Anders-Umhänge-Keyboard in eine dritte Gitarre tauscht und auch wenn Sidekick Roy Z nicht mit an Bord ist: die Multi-Kulti-Truppe spielt sich im Anschluss auf traumwandlerisch hohem Niveau durch einen gelungenen Querschnitt von Bruce‘ Solo-Diskographie, ohne Maiden-Cover natürlich. Das hat wahrscheinlich auch niemand erwartet (hätte auch keinen Sinn gemacht), trotz natürlich eines hohen Anteil von Shirts im Publikum. Aber vom ersten Takt an thront Dickinson über allem: der kleine Mann mit der großen Stimme ist der absolute Fixpunkt, steht im Grunde nur dann still, wenn er mal die Percussions hinter geht (und zur kleinen Verschnaufpause für den mittlerweile 65-jährigen in der Mitte des Sets bei den Solo-Spots) und trifft wirklich JEDEN Ton in Perfektion; und die, die schon auf Platte damals schwierig waren, wie z.B. bei „Darkside of Aquarius“ geht er in ihrer vollen Höhe gar nicht erst an.

Außer des Debüts werden alle Soloalben berücksichtigt, auch das in Fan-Kreisen eher unbeliebte, da alternative-lastige „Skunkworks“, natürlich das tradionellste („Accident of Birth“) sowie mein Lieblingswerk, das düstere „The Chemical Wedding“. Die neuen Songs fügen sich bestens ein, „Tears of the dragon“ vom „Balls to Picasso“-Album bringt den emotionalen Höhepunkt und bei „Chemical Wedding“ hätte es den Resonanzen nach aufgrund der völlig hingebungsvollen Gesangsleistung Standing Ovations gegeben – wäre es ein Sitzplatz-Gig gewesen. 🙂 Kritik? Verbietet sich eigentlich – aber bei anderen Gigs der Tour gab es zwei Songs mehr und „The road to hell“ wäre noch schön gewesen: aber es war wohl sehr heiß auf der Bühne, vielleicht war das dem Zelt und den Temperaturen geschuldet. Im hinteren Bereich, wo wir standen, ging es – es war aber überraschenderweise auch nicht ausverkauft. Montagabend halt, doofer Konzerttag.
Überragender Auftritt einer Legende.


Fun fact: Beginn 19 Uhr – als wir den Heimweg antreten, ist es noch taghell. 🙂
Setlist Bruce Dickinson:
- Accident of birth
- Abduction
- Laughing in the hiding bush
- Afterglow of Ragnarök
- Faith
- Chemical wedding
- Tears of the dragon
- Resurrection men
- Rain of the graves
- Frankenstein (The Edgar Winter Group Cover)
- The alchemist
- Darkside of Aquarius
- Navigatin the seas of the sun
- The tower
-> !!! Danke an Alexander Heß für einen Teil der Bilder !!! <-
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... und "All Things The Wildhearts"...
