Baden in Blut 2024,  Festivals 2024

Baden in Blut Metal Open Air 2024 – Tag 1

Weil am Rhein – 19.07.2024

Alle Jahre wieder… treten Timo und ich die Reise ans schöne Dreiländereck an zu unserem kleinen Lieblingsfestival. Zwei Tage tolles Wetter (fast immer), kühles Lasser Pils, klasse Bands und ein angenehmes, fachkundiges Publikum ohne Klobürsten, Wikingerhelme oder Jesus-Kostüme… was kann da auch dieses Jahr schon schief gehen?

Das Lineup vielleicht? Die Mädels und Jungs von den Metalmaniacs Markgräferland e.V. haben diesmal gefühlt ein bisschen Mut bewiesen und die eine oder andere etwas außergewöhnliche Band hoch auf das Billing gepackt. Timo jedenfalls malte sich beim ersten Blick auf das finale Lineup schon aus, wieviel Lasser er am Freitag trinken muss, um das alles zu ertragen und auch der Samstags-Headliner stieß auch nicht viel Gegenliebe. Hm… was gibt das dieses Jahr? Reinfall oder Glücksfall?

Um die Antwort wie im Bericht zu 2023 gleich zu spoilern: ALLES ist aufgegangen, wir haben ausschließlich sehr starke bis denkwürdige Auftritte gesehen und mal wieder sehe ich mich in meiner Aussage zum letzten Jahr bestätigt: auf dem Baden in Blut wird dermaßen gut gebucht, dass man bedenkenlos Jahr für Jahr das Blind Bird-Ticket kaufen kann.

Für uns gibt es 2024 erst einmal ein Novum in der Anreise: die Deutsche Bahn hat einmal zu oft mit Verspätungen genervt, wir nehmen das Auto. Trotz einiger kleinerer Staus kommen wir gut durch, reißen kurz vor der Schweizer Grenze mit langem Rückstau das Steuer nach rechts und erreichen über die letzte Ausfahrt Weil am Rhein. Am Hotel sind wir viel zu früh, weswegen wir dem wohlbekannten Nahkauf in Walking Distance einen kurzen Besuch abstatten und ein paar kühle „Waldhaus Diplom Pils“ mitnehmen. Diese trinken wir gemütlich auf der netten Hotelveranda und das mitgebrachte Bier landet in der Kühlbox: Platz für Gepäck haben wir ja, da Deutsche Bahn und so.

Beginn ist heute bereits um 15 Uhr und wir machen uns langsam auf zum Gelände… auf dem Weg kehren wir planmäßig am Sportplatz wie jedes Jahr noch in der Gaststätte bei der unfreundlichen Frau 🙂 ein, genehmigen uns eine Pizza als letzte Festnahrung des Tages und bereiten und seelisch auf die Warteschlange bei der Bändchenausgabe vor…

… die dann Schnee von 2023 ist. Das Baden in Blut wird jedes Jahr einen Tick durchdachter und professioneller. Bändchen und Getränkekarte sind sofort geholt und auf dem Gelände zeigen sich viele sinnvolle bis überragende Neuerungen. Dass Essensstände / Biergarten (für alle) und Infield (für Ticketinhaber) getrennt sind, war schon immer so… das Essensangebot wurde dazu merklich erweitert. Zur ersten Kategorie der Neuerungen zählen dann deutlich mehr Sitz- und auch Schattenplätze im Infield, welches etwas vergrößert wurde (wobei ich nicht den Eindruck hatte, dass signifikant mehr Leute drin waren, trotz „sold out“ an Tag 2 – genügend Platz war immer) – zu Kategorie 2 eine auf dem Weg zum Infield in einem Torbogen montierte Kaltwasserdusche. Großartig bei 35 Grad!!

… aber nun zur Musik…

Die erste Band, die deutschen Melodic Deather ACT OF CREATION verpassen wir leider und starten mit einem halben Set der Lokalmatadore von THRON. Black Metal bei Hitze und Tageslicht ist ja immer so eine Sache… aber die Jungs sind ja auch gar nicht so böse. Sie sind jedes Jahr vor Ort, erzählt Fronter Samca, als Act, als Zuschauer oder als Helfer… und nicht nur wegen des Lokalkolorits kommt ihr melodischer Black Metal (klar, da schreit man immer gleich: Dissection!) bestens an: starkes Songmaterial (die Platten sind alle empfehlenswert!), sehr gute Bühnenshow und sympathisches Auftreten, auch hinter dem Corpsepaint. Klasse Opener für uns!

Setlist THRON:

  • Dying in the mud
  • To dust
  • Colden calf
  • Pilgrim
  • Under a bloodred sky

Anschließend ist bereits Zeit für Thrash – DUST BOLT aus Landsberg, Bayern kennt man natürlich zumindest vom Namen… vielleicht habe ich sie auch schon einmal auf einem Festival gesehen, da bin ich mir nicht ganz sicher. Und sie machen im Grunde genauso alles richtig wie Godslave im Vorjahr: ihr Thrash ist grooviger und etwas mehr im Midtempo verhaftet als der der Kollegen aus dem Saarland, zumindest heute im Set… und das geht direkt in Beine und Nacken und reißt sofort mit. Instrumental ist da eh alles top und das ebenfalls sympathische Auftreten gepaart mit ein paar veritablen Thrash-Abrissbirnen und zum Ende hin dem Gang von Fronter / Gitarrist ins Publikum – fertig ist die nachmittägliche Thrash Metal-Party, die den Jungs bestimmt einige neue Fans gebracht hat. Sowas in der Art geht immer!

Danach wird es wieder finsterer… die Kanadier von UADA haben bereits jetzt den Preis für das unvorteilhafteste Outfit des Tages gewonnen, denn bei 35 Grad mit Jederjacken und Kapuzen – sie ziehen ihr Ding durch. Black Metal, Kapuzen… da schreit man sofort: Mgła! Und natürlich lassen sich gewisse Parallelen musikalischer Art zu den kontroversen Polen nicht abstreiten (die den Sound aber natürlich auch nicht erfunden haben 🙂 ) – wo jede aber stärker im Traditionellen verwurzelt sind und Wert auf emotional mitreissende Melodien legen, öffnen sich UADA gefühlt aber etwas mehr Einflüssen abseits der klassichen Lehre, integrieren Post Black Metal-Zitate… und schaffen es, innerhalb der eng gesteckten Genregrenzen ebenfalls Wiedererkennungswert zu entwickeln. Schöner Auftritt – auch wenn sie ebenfalls natürlich am besten ins Dunkle passen.

Setlist UADA:

  • Snakes & Vultures
  • Djinn
  • In the absence of matter
  • Retraversing the void
  • Cult of a dying sun
  • Black autumn, white spring

Auf der Co-Headliner-Position steht heute mit BRUTUS die erste sehr ungewöhnliche Bestätigung – das belgische Trio um die singende Schlagzeugerin Stefanie Mannaerts passt eigentlich so gar nicht auf ein klassiches Metalfestival… oder etwa doch? Hier ist open-minded Publikum anwesend, warum nicht mal eine hochklassige Band irgendwo aus dem Grenzbereich Prog-Rock / Math / Post-Rock (wie auch immer…) versuchen? Die Platten habe ich, sind cool – und das sehen anscheinend auch viele andere so, denn der Platz ist rappelvoll, als die Band loslegt. Stefanies Drumset ist seitlich platziert, so dass man sie genau beobachten kann… und was sie in den 70 Minuten so abfackelt, ist schlichtweg atemberaubend: die komplexesten Rythmen, gepaart mit starken Gesang und durchaus komplizieren Gesangslinien… und sie groovt am ganzen Körper mit. Unfassbare Musikerin. Ihre beiden Sidekicks machen natürlich ihre Sache auch gut – aber Stefanies Talent steht hier voll im Mittelpunkt und ist das Alleinstellungsmerkmal der Band. Absolut großartiger Auftritt – die Band wird zurecht abgefeiert. Der frühe Höhepunkt des Wochenendes für mich. Timo findet es auch cool – doch mehr gute Sachen dabei als anfangs gedacht. 🙂

Mittlerweile ist es auch dunkel und Zeit für den Headliner: PARADISE LOST holen ihren krankheitsbedingt abgesagten Gig des Vorjahres nach. Oft gesehen, oft gut (London 2023, Summer Breeze 2022), manchmal durchschnittlich (Mannheim vor ein paar Jahren), manchmal komplett unterirdisch (Rock Hard Festival 201x bei Tageslicht – da fand sich glaube sogar die Band selbst scheiße 🙂 ). Heute passt alles, es gibt eine schöne, bunt gemischte Setlist aus allen Schaffensperioden (glaube, nur „Embers Fire“ von Icon) inkl. eines eher unnötigen „Smalltown Boy“-Covers und auch sonst eher mit weniger Growls und eher die eingängigen Sachen… und auch technisch alles im grünen Bereich. Guter PARADISE LOST-Standard (der Gig kommt oben in Katergorie 1): ich habe Spaß, Timo findet „die Songs grundsätzlich langweilig“ (kann man so sehen), hat aber auch sonst nichts auszusetzen. Partykanonen werden sie wohl nicht mehr, Nick Holmes auch kein Entertainer – aber ich schaue sie mir immer wieder gerne an und freue mich… ja, bisschen mehr auf die alten Sachen :-), aber auch bei den letzten Platten waren wirklich gute dabei. Schöner Abschluss!

Setlist PARADISE LOST:

  • Enchantment
  • Pity the sadness
  • One second
  • Gothic
  • Hallowed land
  • As I die
  • Eternal
  • Forever failure
  • Mouth
  • Faith divides us – death unites us
  • The last time
  • Smalltown boy (Bronski beat Cover)
  • No hope in sight
  • Say just words
  • Embers fire
  • Ghosts

Kurzer Heimweg, nach fast 35 Grad kurz unter die Dusche… und ein bisschen Kraft tanken für den zweiten, noch heißeren Tag!

… weiter zu Tag 2…

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... und "All Things The Wildhearts"...

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