
Tag 22: 13.06.2024 – Philadelphia, PA -> Atlantic City, NJ (… kleiner Umweg inklusive…)
So, vorletzter Tag… ausschlafen, gemütliches Frühstück, packen und die knapp 60 Meilen nach Atlantic City auf dem Express Way. Dort dann ins Hard Rock Hotel einchecken und gemütlich den Urlaub ausklingen lassen. So der Plan… zumindest bis knapp eine Woche vor dem Abflug. Bis ich ENDLICH erfolgreich war: wir haben Karten für eine Factory Tour bei Paul Reed Smith Guitars!!!
Diese wurden im Dezember 2023 wieder aufgenommen und als ich es zwei, drei Tage nach dem Announcement las, waren die schon bis in den Juli ausgebucht. Finden auch nur zweimal die Woche statt, Dientag und Donnerstag, jeweils 10 und 13 Uhr, jeweils sechs Plätze. Und dann war da auf einmal dieser freie Slot, 13.06.24 – 10 Uhr in Stevensville, Maryland. Was halt knapp 110 Meilen / 2 Stunden in der falschen Richtung liegt. Aber scheißegal, die Chance kommt nicht wieder und Paule Reed macht *werbemoduson“ die geilsten Gitarren überhaupt, mit unfassbarem Preis-Leistungs-Verhältnis (SE) und supertoller Bespielbarkeit. Ich liebe z.B. meine Zach Myers-Signature! *werbemodusoff*
Frühstück fällt demnach aus, ausschlafen ebenso… und wir sind kurz vor 10 Uhr am PRS-Werk in dem kleinen Kaff im schönen Maryland.

Dort hat unsere Tour erstmal vier „No-Shows“ – wir haben eine 2-Personen-Privattour und unser sehr netter „Guide“ Rob (ich meine, so hieß er…) entpuppt sich als zweite Führungsebene, glaube Vertriebsleiter. Oder Marketing? Er führt uns durch die gesamten heilige Hallen und der Weg folgt der Entstehung einer Gitarre… der Metamorphose von einem großen Stück Holz zu einer dieser geil ausstehenden PRS-Klampfen.




Über Hals, Einlegen der Signature-Griffbrett-Birds…

… Zuschnitt des Korpus, Zusammensetzen, Lackieren, Herstellung der Pickups, Endmontage – sehr eindrucksvoll, den Angestellten unauffällig über die Schulter schauen zu können… oder auch mal bim Improvisieren mit z.B. Farbkombinationen und ausgefallenen Lackierungen zu beobachten. Eindrucksvoll auch die Abteilung der Custom Shop-Acoustics: hier arbeitet ein (!) Kollege, der macht alles. Wahrscheinlich der bestbezahlte im ganzen Unternehmen nach Mr. Smith himself. Dazu gibt’s von Rob ein paar Anekdoten (Paul testet z.B. JEDE Custom Shop-Gitarre persönlich und scheint über ein außergewöhnliches Gehör zu verfügen: passt was nicht, wird sie nicht ausgeliefert, sondern nachgebessert!), wird treffen den CEO zufällig… und nach über einer Stunde plündern wir noch den Merch-Shop und schießen ein paar Erinnerungsfotos. In der Fabrik durften wir leider nicht fotografieren, klar. Super Erlebnis – was die (eigentlich) Schwachsinnsaktion eines insgesamt über 4-stündigen Umweges komplett relativiert.

Da wir ja kein Frühstück hatten, machen wir dann erst einmal halt bei einem nahen Denny’s, wo ein paar Hähnchenteile warten – dann geht’s on the Road Richtung des kleinen Las Vegas. Unterwegs halten wir noch etwas durstig bei einer netten Sportsbar, irgendwo im Nirgendo von New Jersey.

(Florian)
St. Louis gilt als nur wenig schön, Memphis ist mindestens so unschön und gefährlich wie erstgenannte Metropole, in unserer finalen Destination Atlantic City werden an den einarmigen Banditen, beim Black Jack & Roulette zusätzlich die letzten Träume beerdigt.
Das Hard Rock Hotel hat Charme, ohne Frage…




… doch gerade mal einhundert Schritte davor (bei genauem Hinsehen auch schon im Hotel) werden die Probleme der amerikanischen Gesellschaft offensichtlich. Die Mittelschicht wird kleiner und kleiner, weltweite Krisen machen auch keinen respektvollen Halt vor dem Land, in dem alles möglich schien, inzwischen aber immer weniger möglich ist. Gleichwohl ist das unsere europäische Sicht auf die Dinge, viele Amerikaner glauben an das Wohlstandsversprechen, so wie sie eben auch an den Slot Machines ein wenig naiv auf Besseres hoffen…ach ja, ehe ich es vergesse:
Europäer im Allgemeinen und Deutsche im Besonderen sind willkommene Gäste in den USA, so haben wir es stets erleben dürfen, der moralisierende angespitzte Zeigefinger indes ist eine unerwünschte Geste.
So, wir verabschieden uns ein wenig dekadent aber stilecht in Dock’s Oyster House, der erste Laden am Platz, unsere schwarzen Hemden haben wir für einen letzten großen Auftritt aufgespart.

Am Empfang wird uns gleich mal „Hutverbot“ erteilt, zu Tisch in der oberen Etage erregen wir wieder (das durchaus beabsichtigte) Aufsehen. Die Frage nach der Winelist und zwei Dutzend Austern (wir sind mit unserer Reisekasse extra für diesen „Auftritt“ äußerst behutsam und pfleglich umgegangen) relativiert das temporäre Hutverbot. Wir werden nach Texas verortet, ertragen Fotos und geben geduldig ein paar Interviews… der Aufreger schlechthin war aber unsere auf dem Tisch stationierte, geteilte US/Deutschlandflagge. Very charming…

Der Trick mit der Winelist funktioniert auch immer, ab sofort hatten wir die Oberkellnerin am Tisch. Dieser Teil des amerikanischen Kapitalismus ist eben sehr durchschaubar.
Dass uns Condor quasi unter den Austern die Sitze für den Rückflug weggezogen hat, inkl. des Fluges, ist nur noch eine Randnotiz, Florian hat das zwischen Rosé eins und Rosé zwei am Mobiltelefon geklärt. Fliegen wir halt Lufthansa, bessere Plätze, reelle Drinks.
Glück muss man haben. Aber dazu sind wir ja auch in Atlantic City. 🙂
(Gunther)

